Hans Werner Ackermann gewinnt 11. Offene Senioreneinzelmeisterschaft von Schleswig-Holstein

Vom 08. bis 16.09.2017 fand im Kur- und Veranstaltungssaal des schönen Nordseebades Büsum die 11. Offene Senioreneinzelmeisterschaft von Schleswig-Holstein statt. Wie schon in den Vorjahren hatte sich die Teilnehmerzahl deutlich erhöht. Mit 182 Teilnehmern wurde fast die vorgegebene Begrenzung von 200 Teilnehmern erreicht.

Mit 9 Fide-Meistern und 48 Teilnehmern, die über ein ELO Rating von mehr als 2000 verfügten, war das Turnier nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ ausgesprochen attraktiv.

Neben dem Vorjahressieger FM Dr. Bernd Baum (SC Fulda), dem Setzlistenersten FM Hans Werner Ackermann (SC Hansa Dortmund, Sieger 2014) , Rainer Oechslein (SF Schweinfurt), FM Gottfried Schumacher (HTC Bad Neuenahr), Sieger 2013 FM Christian Hess (FC ST.Pauli) und dem Sieger 2015 FM Berthold Bartsch (SC Forchheim), warf auch zum ersten Mal der Niederländische Spitzenspieler Ad van den Berg (Aas Alsmeer) seinen Hut in den Ring.

Von den 13 teilnehmenden Frauen waren sicher Dorit Gehrmann (SV Eutin), Dietlind Meinke (MTV Leck) und Heidrun Bade (USV Potsdam) mit der Favoritenrolle ausgestattet.

69 Teilnehmer hatten bereits das Alter von 75 Lebensjahren überschritten, aber niemand konnte Günter Petersen aus Bad Segeberg den Rang ablaufen. Mit 96 Jahren ist er sicher der älteste Teilnehmer eines Schachturniers in Deutschland.

Die Teilnehmer kamen aus allen Teilen der Bundesrepublik, aber auch zahlreiche Niederländische Schachfreunde, Belgier, Schweizer und Norweger hatten neben 42 Schleswig-Holsteinern die weite Anreise gerne auf sich genommen.

In der 1. Runde konnten sich die Favoriten wie gewohnt durchsetzen und langsam warm spielen. Aber bereits in der 2. Runde konnte Dr. Irmin Meyer (SV Werder Bremen) FM Gottfried Schumacher (HTC Bad Neuenahr) ein Remis abtrotzen und auch Helmut Hassenrück (SG Gladbeck) kam gegen Alexander Berenstein (SV VHS Rendsburg) über ein Remis nicht hinaus.

In der 3. Runde konnte man an den zahlreichen Remispartien an den Spitzenbrettern erkennen, dass die Augenhöhe bereits erreicht war. Von den Topfavoriten konnten sich lediglich FM Hans Werner Ackermann gegen Joachim Neumann (SC Agon Neumünster) und FM Dr. Bernd Baum (SC Fulda) gegen Rainer Gehrmann (SV Eutin) durchsetzen. Aber Dr. Gerhard Köhler (USV Halle) und Uwe Bade (SC Friesen Lichtenberg) hielten noch Schritt.

Bereits zur 4. Runde konnte Dr. Gerhard Köhler das Turnier aus gesundheitlichen Gründen leider nicht mehr fortsetzen. Mit ihren Siegen setzten sich FM Dr. Bernd Baum und Uwe Bade mit jeweils 4.0 Punkten alleine an die Spitze, verfolgt von einem dichten Feld von 6 Spielern mit 3,5 Punkten.
Im Damenfeld hatte sich Dietlind Meinke mit 2,5Punkten bereits von Heidrun Bade (2.0 Punkte) und Dorit Gehrmann (1,5 Punkte) etwas abgesetzt.

Das Remis am Spitzenbrett der 5. Runde zwischen FM Dr. Bernd Baum und Uwe Bade erlaubte es FM Hans Werner Ackermann, FM Gottfried Schumacher und Bernt Nordby (Frederiksstad Schakelskap) mit Siegen wieder aufzuschließen.

In der 6. Runde sollte am Spitzenbrett bereits eine kleine Vorentscheidung fallen. In einem Damenbauernspiel konnte sich Ackermann im Endspiel einen leichten Vorteil erspielen, ehe FM Baum völlig danebengriff und Ackermann einen nicht mehr zu parierenden Mattangriff erlaubte.
Am 2. Brett blieben FM Gottfried Schumacher und Bernt Nordby mit ihrem Remis noch dichtauf.
Im direkten Verfolgerfeld konnten sich FM Berthold Bartsch (SC Forchheim), FM Peter Rahls (SK Zehlendorf) und Ad van den Berg (Aas Alsmeer) ebenso wie Werner Szenetra (SV Berenbostel) mit Siegen wieder heran spielen. Die FM Reinhard Postler (TSG Oberschöenweise), Christian Hess (FC St.Pauli) und Helmut Hassenrück (SG Gladbeck) siegten ebenfalls und mussten für eine vordere Platzierung nun auf Ausrutscher des Führungsfeldes hoffen.

In der 7. Runde rückte das Spitzenfeld nach einem Remis am Spitzenbrett zwischen den FM Ackermann und Schumacher wieder etwas zusammen. FM Dr. Bernd Baum zeigte sich erholt und besiegte Ad van den Berg, und Bernt Nordby setzte sich verdient gegen FM Peter Rahls durch und auch Helmut Hassenrück und Uwe Bade konnten mit Siegen deutlich Boden gutmachen.

Den Tabellenstand aus der Sicht der Favoriten hat der Norweger Bernt Nordby kräftig durcheinandergerüttelt. Mit Startrundenplatz 43 liegt er nun mit der Setzlistennummer 1 FM Hans Werner Ackermann gemeinsam mit 6.0 aus 7 an der Spitze. Für die sich daraus ergebende Spitzenpaarung in der Runde 8 braucht man keine elektronische Hilfe. Aber auch die folgenden Paarungen haben es in sich, denn gleich 6 Spieler liegen nur einen halben Punkt zurück in Lauerstellung. Am Spitzenbrett gibt sich Bernt Nordby gegen den Fidemeister in einer Königsindischen Partie, mit Abweichung von der Hauptvariante reichlich Mühe und kann die Partie bis weit ins Mittelspiel auch ausgeglichen gestalten. Beim Übergang ins Endspiel kommt er aber nach und nach in eine schwierige Stellung. Als er sie objektiv für verloren hält, lässt er sich die technischen Fähigkeiten des Fide-Meisters aber auch nicht mehr zeigen. An Brett 2 trennen sich FM Gottfried Schumacher und Uwe Bade remis. An Brett 3 treffen die Sieger 2015 FM Berthold Bartsch und 2016 FM Dr. Bernd Baum aufeinander. In einer etwas unorthodoxen Eröffnungswahl hält sich die Partie lange im Gleichgewicht. Als FM Baum mit seiner Dame in die schwarze Stellung eindringt entscheidet sich FM Bartsch mit Damentausch für den falschen Plan und muss bereits wenige Züge später einsehen, dass das Endspiel nicht mehr zu halten ist. Mit ihren Siegen nochmal Morgenluft für eine deutliche Verbesserung der Platzierung schnuppern FM Christian Hess (FC St.Pauli), Ad van den Berg (Aas Alsmeer) und Joachim Knaak (SV Dresden-Leuben).

In der Schlussrunde muss sich FM Hans Werner Ackermann dem ungestümen Angriff des FM Christian Hess erwehren. Nachdem sich der einzig für den Turniersieg noch Gefahr bringende FM Dr. Bernd Baum mit Helmut Hassenrück (SG Gladbeck) bereits auf Remis geeinigt hatte, hätte das dann erfolgte Remisangebot durch Ackermann ja zum Turniersieg gereicht. Aber FM Hess kämpfte verbissen um eine bessere Platzierung und riskierte mit den schwarzen Steinen alles. Nach einem wohl nicht ausreichenden Qualitätsopfer konnte er sich dann aber immerhin in ein Remis bringendes Dauerschach retten. Dieses Glück war Joachim Knaak nicht hold, gegen Werner Szenetra hatte er in einem erfolgversprechenden übersichtlichen Endspiel einen Mehrbauern als er diesen einstellte und einen weiteren gleich hinterher, gratulierte er Szenetra zu einem glücklichen Sieg, der diesem dann für einen Platz auf dem Siegertreppchen reichte.

Das Turnier fand mit FM Hans Werner Ackermann mit 7,5 Punkten einen verdienten Sieger vor dem Vorjahressieger FM Dr. Bernd Baum mit 7.0 Punkten und der besseren Feinwertung vor dem drittplatzierten Werner Szenetra (SV Berenbostel) ebenfalls 7.0 Punkte. Für seine großartige Turnierleistung belohnt wurde Bernt Nordby (Frederiksstad Schakelskap) auf Platz 4, mit der besten Feinwertung vor 10 weiteren Spielern die ebenfalls 6,5 Punkte verzeichnen konnten. Die weiteren Preisträger waren FM Gottfried Schumacher und Christian Hess und Uwe Bade.

Den Frauenpreis erkämpfte sich Dietlind Meinke (MTV Leck) vor Dorit Gehrmann (SV Eutin) und Heidrun Bade (USV Potsdam) alle 4,5Punkte mit deutlichen Abständen in der Feinwertung.
Die Nestorenpokale gingen an Werner Szenetra , Uwe Bade und Helmut Engbrecht (SV Schorndorf) vor Dieter Villing (SK Ludwigshafen) und Manfred Achenbach (SC Mülheim).

Den Kampf um den besten Teilnehmer aus Schleswig-Holstein konnte Wilhelm Jäke (Kropper SC) vor Rainer Gehrmann (SV Eutin) und Nikolai Quiring (SV VHS Rendsburg) für sich entscheiden. Auch hier war die Feinwertung das Maß aller Dinge, denn immerhin hatten gleich 6 Schleswig-Holsteiner 5,5 Punkte erzielt.

In der Ratinggruppe bis 1950 TWZ konnte sich Paul Gerhard Urbanek (SF Buxtehude) vor Manfred Zimmermann (Kieler SG) und Gerhart Bieberle (PTSV Aachen) mit 5,5Punkten durchsetzen.
In der Ratinggruppe bis 1800 TWZ gewann Ingolf Wagner (Gmoiener SV) vor Michael Kronseder (SV Hürth) und Rolf Rüdiger Zechel (SK Kaltenkirchen).

Turnierveranstalter Gerhard Meiwald, Seniorenreferent des Deutschen Schachbundes und zugleich des Schachverbandes SH konnte zur Freude aller Teilnehmer den Präsidenten des Deutschen Schachbundes Ullrich Krause zur Siegerehrung begrüßen. Gemeinsam mit dem Bürgervorsteher der Gemeinde Büsum Gerd Gehrts konnten Ullrich Krause und Gerhard Meiwald allen verdienten Preisträgern Pokale und Preise überreichen.

Büsum, den 17. September 2017
Gerhard Meiwald